PNP013 - Einsamkeit verstehen: Im Gespräch mit Monique Dahnnel

Coverbild zur Episode PNP013

Einsamkeit – ein Thema, das viele betrifft, über das aber nur selten offen gesprochen wird.
In dieser Episode des Potentiale Nutzen! Podcast sprechen Konstantin Kowalski und Stephan Buchhester mit der Psychologin Monique Dahnnel über persönliche Erfahrungen, wissenschaftliche Hintergründe und Strategien, um mit Einsamkeit umzugehen.

Dabei geht es um die feine Linie zwischen Alleinsein und Einsamkeit, um die Rolle sozialer Medien und um die Frage, warum Einsamkeit nicht nur ältere Menschen betrifft, sondern alle Generationen. Gemeinsam beleuchten sie, wie wir Einsamkeit erkennen, einordnen und konstruktiv nutzen können.


Persönliche Erfahrungen mit Einsamkeit

Zu Beginn teilen alle drei ihre letzten Einsamkeitserfahrungen:

  • Konstantin berichtet von seiner Nachtschicht, in der er tagsüber alleine zuhause ist:

    „Ich komme nach Hause, lege mich ins Bett, keiner ist da – und das ist schon irgendwie einsam.“

  • Stephan erlebte Einsamkeit auf einer Geschäftsreise in einem anonymen Hotel:

    „Es fühlte sich an wie ein Museum. Ich war Gast, aber nicht wirklich Teil.“

  • Monique beschreibt Einsamkeit auf einer Grillparty, als sie die einzige Nüchterne war und nicht mehr richtig Anschluss fand.

Diese Beispiele zeigen: Einsamkeit hat viele Gesichter und kann selbst dann entstehen, wenn Menschen um uns herum sind.


Alleinsein vs. Einsamkeit

Ein zentraler Punkt ist die Unterscheidung zwischen Alleinsein und Einsamkeit.
Alleinsein kann bewusst gewählt und sogar erholsam sein – etwa beim Spazierengehen mit dem Hund oder beim Lesen. Einsamkeit dagegen entsteht, wenn wir uns nicht zugehörig oder nicht wirksam fühlen.

Stephan erklärt:

„Einsamkeit ist stark mit Hilflosigkeit verbunden. Wenn ich das Gefühl habe, dass mein Handeln keine Wirkung hat, entsteht schnell Einsamkeit.“

Das zeigt sich besonders, wenn wir keine klare soziale Rolle einnehmen können – etwa auf Feiern oder in anonymen Umgebungen.


Die Rolle von sozialen Medien

Ein großes Thema ist der Einfluss von Social Media.
Plattformen wie Instagram oder Facebook zeigen oft nur außergewöhnliche, gefilterte Momente – und vermitteln so ein Bild der Welt, das mit unserer Realität kaum übereinstimmt.

„Wir sehen Hochzeiten, Traumkörper und rote Teppiche – aber nicht den Alltag. Das erzeugt das Gefühl, nicht dazuzugehören.“

Studien zeigen bereits, dass besonders jüngere Generationen dadurch anfälliger für Einsamkeit sind. Gleichzeitig betrifft es auch ältere Menschen, die mit Veränderungen, Rollenverlust und Isolation konfrontiert sind.


Generationen im Vergleich

Interessant ist die Beobachtung, dass Einsamkeit besonders zwei Gruppen betrifft:

  • Junge Menschen, die stark in sozialen Medien unterwegs sind und dort ihre Identität suchen.
  • Ältere Menschen, die nach dem Ausscheiden aus Beruf und familiären Rollen ihre gesellschaftliche Funktion verlieren.

Monique betont:

„Wir müssen den älteren Generationen helfen, neue Rollen zu definieren. Nur ‚Enkel hüten‘ reicht nicht. Es geht darum, gebraucht zu werden.“

Programme wie „Leihgroßeltern“ oder ehrenamtliches Engagement können hier helfen, neue Sinnstiftung und soziale Anbindung zu schaffen.


Strategien gegen Einsamkeit

Im Gespräch werden verschiedene praktische Strategien genannt, die im Alltag helfen können:

  • Zeit bewusst gestalten: Einsamkeit durch Lesen, Musik oder kleine Projekte in produktive Alleinzeit verwandeln.
  • Rollen neu definieren: Statt sich als störend zu empfinden, aktiv nach Aufgaben suchen – ob in der Familie, im Ehrenamt oder im Freundeskreis.
  • Selbstkontakt stärken: Gefühle zulassen, Tagebuch schreiben, kleine Momente bewusst wahrnehmen.
  • Langeweile aushalten: Statt sofort zum Smartphone zu greifen, Stille und Innehalten bewusst erleben.
  • Neue Kontakte zulassen: Auch wenn es schwer fällt, offen für neue Begegnungen sein – ob durch Hobbys, Nachbarschaftstreffen oder ungewöhnliche Formate wie Speeddating.

Psychologische Perspektiven

Einsamkeit hängt stark mit dem Gefühl der Selbstwirksamkeit zusammen: Habe ich Einfluss auf mein Leben und meine Beziehungen?

Wenn nicht, entsteht Hilflosigkeit – ein Kernelement vieler Einsamkeitserfahrungen.

Monique arbeitet mit Klienten oft mit einfachen, aber wirkungsvollen Methoden:

  • Kleine Reflexionsübungen („Was hat mir diese Woche Energie gegeben?“).
  • Bewusstes Schreiben, um Gedanken zu ordnen.
  • Schrittweise Auseinandersetzung mit eigenen Gefühlen, statt sie zu verdrängen.

Fazit

Einsamkeit ist ein universelles, aber sehr individuelles Phänomen.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Episode:

  • Alleinsein ist nicht gleich Einsamkeit – es kann sogar wohltuend sein.
  • Soziale Rollen und Selbstwirksamkeit sind entscheidend für unser Erleben.
  • Social Media verstärkt oft das Gefühl des Nicht-Dazugehörens.
  • Junge und ältere Generationen sind besonders gefährdet, Einsamkeit zu erleben.
  • Praktische Schritte wie Reflexion, bewusste Alleinzeit und neue Kontakte können helfen.

Am Ende gilt: Einsamkeit darf benannt werden – und genau das ist der erste Schritt, um Wege aus ihr zu finden.


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