PNP033 – Regelhörigkeit: Warum wir uns so sehr an Vorschriften klammern

Coverbild zur Episode PNP033

Weshalb bestehen Menschen stur auf Regeln – auch dann, wenn diese offensichtlich unlogisch sind?
In dieser Episode des Potentiale Nutzen! Podcast berichtet Konstantin Kowalski von seinem frustrierenden Versuch, einen neuen Personalausweis zu beantragen. Gemeinsam mit Stephan Buchhester geht er der Frage nach, warum Regelhörigkeit psychologisch so tief verankert ist – und wie sie unser Miteinander prägt.


Der Auslöser: Ein Behördenmarathon

Konstantin schildert seinen Leidensweg mit dem Bürgerbüro:

  • Online gibt es nie Termine.
  • Ohne Termin geht es vor Ort nicht weiter.
  • Telefonisch gibt es Termine nur tagesaktuell ab 10 Uhr.
  • Langfristige Termine werden ausschließlich freitags um 11 Uhr vergeben.

Eine kafkaeske Situation, die verdeutlicht, wie starre Regelwerke den Alltag blockieren können.


Psychologische Erklärung: Warum Regeln Sicherheit geben

Stephan erklärt, dass Regeln für viele Menschen Halt bedeuten. Unser Gehirn lebt von Vorhersagbarkeit – wenn Vorgänge zuverlässig ablaufen, erleben wir Realität und Sicherheit.

In unsicheren, komplexen Umfeldern wächst das Bedürfnis nach festen Vorschriften.
👉 Regeln schaffen Struktur, selbst wenn sie auf den ersten Blick absurd wirken.

Doch: Regeln, deren ursprüngliche Begründung entfällt, wirken schnell skurril.


Arbeit und Motivation: Die fünf Faktoren

Anhand des Beispiels aus dem Bürgerbüro diskutieren die beiden, warum Menschen manchmal mit verblüffender Hingabe Regeln durchsetzen:

Fünf Faktoren bestimmen, ob Arbeit motivierend ist:

  1. Ganzheitlichkeit – Kenne ich den Zusammenhang meiner Arbeit?
  2. Vielfalt – Ist mein Job abwechslungsreich?
  3. Bedeutsamkeit – Hat meine Aufgabe Relevanz?
  4. Autonomie – Darf ich Entscheidungen treffen?
  5. Feedback – Bekomme ich Rückmeldung?

Wenn Vielfalt und Autonomie fehlen, bleibt oft nur Regelhörigkeit als Quelle von Bedeutung.
So wird das stumpfe „Bitte rufen Sie um 10 Uhr an“ zum Ritual, das dem Mitarbeitenden Struktur gibt.


Absurdität im Alltag: Von Tankstellen bis Flughäfen

Die Episode streift weitere Beispiele:

  • Tankstelle ohne Geld – Stephan erzählt, wie eine Mitarbeiterin kreativ mit einem „Schuldschein“ eine pragmatische Lösung fand.
  • Flughafen-Sicherheit – Übertriebenes Festhalten an Vorschriften („Das Wort Sprengstoff darf man nicht sagen“) führt zu grotesken Situationen.
  • Behörden-Unterschriften – Eine veränderte Unterschrift reicht, um einen Pass nicht auszuhändigen – selbst wenn biometrische Daten passen.

Alle Beispiele verdeutlichen: Regeln können schützen, Orientierung geben – aber auch blockieren und entmündigen.


Fazit: Regeln brauchen Maß und Ermessensspielraum

👉 Diese Folge zeigt:

  • Regeln sind wichtig für Sicherheit und Vorhersagbarkeit.
  • Sie werden jedoch problematisch, wenn der Sinn verloren geht oder Ermessensspielräume fehlen.
  • Führung, Feedback und Vertrauen sind entscheidend, damit Menschen nicht blind Regelhörigkeit ausleben.

Am Ende steht die Einladung, Behördenerfahrungen bewusst wahrzunehmen – und vielleicht auch mal kreativ auszureizen. Denn nur wer den Sinn von Regeln hinterfragt, kann sie sinnvoll anwenden.


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